Wie fließt das Blut durch unsere Adern? Was passiert mit geschmolzenem Eisen, wenn es erkaltet? Wie behält das Shampoo in der Flasche seine Konsistenz? Das sind nur ein paar Fragen, die zeigen, mit welcher Bandbreite von Themen sich die Rheologie befasst. „Die Rheologie ist ein Forschungsgebiet, das die Fließeigenschaften von unterschiedlichsten Stoffen untersucht“, erklärt Physik-Professor Christian Wagner von der Universität des Saarlandes. „Dabei geht es zum Beispiel darum, wie viskos oder elastisch bestimmte Stoffe sind und was dies für Produktionsprozesse oder Stoffwechselwege bedeutet.“ Für die Industrie sind solche Erkenntnisse von großer Bedeutung, wenn es beispielsweise darum geht, wie lange ein Klebstoff auf einer bestimmten Oberfläche haftet oder ob die Zutaten eines Puddings diesen nicht zu flüssig machen.
Darüber hinaus sind die Ergebnisse der Rheologie-Forschung für die Medizin von Interesse: Zusammen mit amerikanischen Kollegen hat Professor Wagner kürzlich in einer Studie erstmals gezeigt, dass sich Blutplasma nicht – wie lange angenommen – wie Wasser verhält. Plasma ist elastisch, zähflüssig und verändert wie Ketchup je nach angelegtem Druck sein Fließverhalten. Die Physiker haben in ihrer Arbeit auch nachgewiesen, das Plasma Verwirbelungen im Blut beeinflusst. Das komplexe Fließ- und Strömungsverhalten des Blutplasmas könnte nach diesen Erkenntnissen eine entscheidende Rolle bei Ablagerungen an Gefäßwänden, Aneurysmen oder Thrombosen spielen. Die Ergebnisse können daher helfen, solche pathologische Vorgänge am Computer zu simulieren und künftig Herzinfarkten oder Schlaganfällen leichter vorzubeugen.
Quelle: Pressestelle der Universität des Saarlandes |